Forderungsschreiben an die Schulen des Landkreises Görlitz

Am 20. Januar 2025 ertönte um 11:35 Uhr die Pausenklingel des Beruflichen Schulzentrums Christoph Lüders in Görlitz, die jedoch anders als sonst nicht aufhörte zu klingeln, sondern einen Dauerton von sich gab, der am BSZ Görlitz Amokalarm bedeutet.
Die Reaktionen vieler Schülerinnen und Schüler sowie die der Lehrkräfte waren in diesem Moment fehlerhaft und in einem echten Notfall lebensgefährlich: Einzelne Schülerinnen und Schüler, die nicht Teil einer Gruppe waren, sollen weggeschickt worden sein. Die Lehrkräfte, die korrekt reagierten und versuchten, die Klassenzimmertüren zu verschließen, scheiterten teils daran. Einige Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler interpretierten das Dauerklingeln als Feueralarm und verließen daraufhin das Klassenzimmer. Zudem wurde die Polizei trotz des anhaltenden Alarms nicht verständigt – obwohl dies in den Notfallplänen der Schulen vorgesehen ist. Diese Ereignisse kommentierte die Schulleiterin Beate Liebig gegenüber der Sächsischen Zeitung wie folgt: „Es hat alles so funktioniert, wie es in einem solchen Fall funktionieren soll“.
Der Vorsitzende des KreisSchülerRat Görlitz (KSR Görlitz) Felix Noack, verurteilt das Vorgehen am Tag des Alarmes und die Reaktionen der Schulleitung im Anschluss scharf. „Die unzureichende Reaktion der verantwortlichen Personen stellt nicht nur eine Missachtung des eigenen Notfallplans dar, sondern gefährdet auch die Sicherheit aller anwesenden Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Angestellten. Man will sich gar nicht vorstellen, was hätte passieren können, wenn es sich um einen echten Notfall gehandelt hätte. Wir [der KSR Görlitz] fordern daher eine umgehende Evaluierung der Sicherheitsmaßnahmen und eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Vorfall – und das sofort.“
Auch eine Schülerin des BSZ Görlitz kommentiert den Vorfall. Sie war selbst in der Schule, als der Vorfall passierte. „Wir sind enttäuscht vom Ablauf an unserer Schule und möchten nicht, dass unsere Sicherheit gefährdet wird, weil Lehrer den Dauerton nicht kennen und alle rausschicken, Türen nicht von innen verschlossen werden können und Lehrer zwischenzeitlich auf den Gang gehen oder anderen Kollegen aufschließen. Einige Schüler litten unter Angst- und Panikzuständen.“
Der KSR Görlitz ist entsetzt vom nicht funktionierendem Sicherheitskonzept der Schule. Die Schülerinnen und Schüler können nur lernen, wenn gewiss ist, dass die ständige Sicherheit in jedem Fall gegeben ist. Das kann nur gewährleistet sein, wenn im Ernstfall auch die Sicherheitskonzepte bekannt sind – bei Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern.
Umso besorgniserregend ist die Aussage der Schulleitung, dass alles ordnungsgemäß verlaufen sei. In einem Ernstfall hätten Hunderte Schülerinnen und Schüler potenziell in Lebensgefahr geschwebt. Bis heute hat es keine einheitliche Belehrung in allen Klassen zu diesem Vorfall gegeben.
Wir fordern daher, dass alle Schulen des Landkreises Görlitz ihre Sicherheitskonzepte grundlegend überprüfen und gegebenenfalls überarbeiten. Kein Sicherheitskonzept darf eine Situation dulden, in der Menschen um Leib und Leben fürchten müssen. Doch genau das war am BSZ Görlitz der Fall – und die Betroffenen fühlten sich allein gelassen.
Die Offizielle Pressemitteilung